Geknüpfter Widerstand - Afghanische Kriegsteppiche

Afghanische Kriegsteppiche sind eine einzigartige Form des textilen Kunsthandwerks, die Krieg, Trauma und kulturelle Identität auf eindrucksvolle Weise miteinander verknüpfen. Anders als traditionelle Orientteppiche, die florale Motive oder geometrische Ornamente zeigen, stellen diese Teppiche realistische oder symbolische Darstellungen von Waffen, Kriegsgerät und Konflikten dar – darunter Kalaschnikows, Panzer, Hubschrauber, Drohnen, Kriegsschauplätze und sogar Kampfhandlungen.
Ihren Ursprung haben die Kriegsteppiche in den 1980er-Jahren, nach dem sowjetischen Einmarschs in Afghanistan im Dezember 1979. Viele wurden in Flüchtlingslagern in Pakistan oder in den Grenzregionen von afghanischen Nomaden in traditionellem Handwerk geknüpft. Die Darstellung von Gewalt auf Teppichen war zunächst eine Form der Verarbeitung des Erlebten – eine gewebte Darstellung von Zerstörung, Verlust, Leid und Widerstand gegen den Krieg.
Anhand einer Auswahl aus der umfangreichen Sammlung afghanischer Kriegsteppiche von Till Passow wird in der Ausstellung die Wandlung der Bedeutung sowie die Entwicklung der afghanischen Kriegsteppiche vom Ausdruck des Widerstandes gegen die Sowjetarmee bis 1989, über die Verarbeitung des Terroranschlages vom 11.09.2001 bis in die heutige Zeit dargestellt.
Konfrontiert wurde der Fotograf und Filmemacher Till Passow bei Filmarbeiten in Pakistan und Afghanistan, indem ihm ein Teppich als Unterlage für ein Nachtlager diente, auf dem Kampfflugzeuge und Handgranaten neben traditionellen Ornamenten zu sehen waren. Die Hinterfragung Passows zu den außergewöhnlichen Motiven - in afghanischen Nomadenteppichen wird traditionell der Alltag verarbeitet - trug dazu bei, eine umfangreiche Sammlung von Kriegsteppichen aus Afghanistan zusammengetragen.
Die Sonderausstellung widmet sich dieser einzigartigen Form der gewebten Zeitdokumente und möchte auf dieses langjährige Trauma der Menschen in Afghanistan aufmerksam machen und gleichzeitig die vielfältige Kultur des Landes näher bringen.
Für die Unterstützung mit Leihgaben danken die Museen Schloß Voigtsberg dem Hauptleihgeber Till Passow sowie weiteren Leihgebern: Andreas Coenen, Düsseldorf, Beate Passow, München, Militärhistorisches Museum, Dresden, Museum Fünf Kontinente, Staatliche Museen in Bayern, Paradis/Tal R, Dänemark, Prof. Dr. Till Ansgar Baumhauer, TAIMANI Maboob Farhatiar, Freiburg im Breisgau, Waffenmuseum Suhl und WILDCARPETS Thomas Wild, Berlin.